Frau sitzt nachdenkend auf dem Bett

Laut einer Studie der DAK leiden bis zu 80% der Erwerbstätigen in Deutschland an Schlafproblemen. Aber auch im Alter nehmen die Schlafstörungen zu. Auf die leichte Schulter sollte man diese nicht nehmen, denn die Folgen bei Schlaflosigkeit können weitreichend sein und negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Dabei leiden nicht nur unsere mentalen Fähigkeiten, sondern auch der Organismus.

Mentale Folgen

Konzentration und Leistungsfähigkeit

Schläft der Mensch zu wenig, verliert er seine Konzentrationsfähigkeit. Das hatte man bisher gedacht, doch so ganz richtig ist es jedoch nicht. Forscher der Duke-National University of Singapore1 haben festgestellt, dass wir uns zwar auch nach schlaflosen Nächten konzentrieren können, jedoch gibt es oft Phasen, in denen wir mental abdriften. Unser Gehirn schaltet sich quasi kurzzeitig ab und verfällt in einen schlafähnlichen Zustand. Bei Menschen, die an Maschinen oder Fahrzeugen arbeiten, kann genau das aber fatale Folgen haben. Auf diese Weise steigt entsprechend das Unfallrisiko.

Unsere Leistungsfähigkeit nimmt dennoch ab. Laut Wissenschaftlern ist sie nach 27 Stunden ohne Schlaf genauso reduziert wie bei einer Person mit 0,85 Promille Alkohol im Blut. Eine Verkehrsteilnahme ist übrigens mit bis zu 0,5 Promille erlaubt, denn bei einem höheren Wert ist das Reaktionsvermögen gemindert, die Wahrnehmung sinkt und das Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Betrunkene überschätzen sich oft, genauso ist es der Fall bei Personen, die an Schlaflosigkeit leiden. Man gewöhnt sich an den Schlafmangel und merkt nicht, dass die Leistungsfähigkeit stark abnimmt.

Lernfähigkeit und Erinnerungsvermögen

Eine weitere Folge der Schlaflosigkeit, ist die Minderung der Lernfähigkeit sowie des Erinnerungsvermögens. Wenn wir schlafen, organisiert sich das Gehirn neu: unnütze Eindrücke werden aus dem Gedächtnis „gelöscht“ und wichtige Informationen ins Langzeitgedächtnis überführt. Während dieses Prozesses bilden sich neue Verbindungen zwischen Synapsen bzw. den Informationen, sodass wir am nächsten Morgen neue Erkenntnisse darüber gewinnen können. Fehlt uns diese Zeit, in der sich das Gehirn „reinigt“, vergessen wir manches schneller oder können langfristig nicht viel mit den Informationen anfangen. Auch unsere Kreativität leidet darunter, da sich keine neuen Nervenzellen bilden können.

Emotionale Instabilität

Leiden wir am Schlafmangel, so übernehmen unsere Emotionen mehr Kontrolle über unser Handeln als das logische Denken. Forscher der Harvard University2 haben herausgefunden, dass die Amygdala, die für die Wiedererkennung und Bewertung von Emotionen zuständig ist, um 60% stärker nach schlaflosen Nächten reagiert als nach einer erholsamen Nacht. Außerdem fehlt eine Verbindung mit dem präfrontalen Cortex, der die emotionalen Prozesse reguliert und für situationsangemessene Handlungen verantwortlich ist. Deswegen reagieren unausgeschlafene Personen oft gereizt und ungehalten.

Zusätzlich findet eine Verbindung zwischen dem Gefühlszentrum und einem Teil des Gehirns statt, der für den Fluchtreflex bei Bedrohung zuständig ist. Auf diese Weise sind wir ruhelos und fühlen uns ängstlich. Dauerhafte Schlafstörungen können sogar zur Wesensveränderung führen, was berufliche und soziale Probleme auslösen kann. Im schlimmsten Fall kann der Schlafmangel sogar zu Depressionen und Angststörungen führen.

Körperliche Folgen

Immunsystem

Während wir schlafen wird das Wachstumshormon Somatropin ausgeschüttet, welches nicht nur für das Wachstum bei Kindern verantwortlich ist, sondern auch für die Regeneration von Zellen. Tritt Schlafmangel in Erscheinung, wird unser Immunsystem instabil und wir werden öfter krank sowie anfälliger für Infektionen. Ebenfalls eine Folge der Schlaflosigkeit sind vorzeitige Alterserscheinungen. Dazu zählt z.B. das Altern der Haut: Es bilden sich Fältchen. Immerhin hat der Organismus keine Zeit, um neue Hautzellen zu produzieren. In einer Studie der japanischen Forscher3, die ebenfalls vom Penn State College of Medicine4 bestätigt wurde, konnte sogar zusätzlich eine Verbindung zu einer verringerten Lebenserwartung bei Männern festgestellt werden.

Herz-Kreislauf-Probleme

Nicht nur das Immunsystem leidet unter Schlafstörungen, auch Herzerkrankungen können eine Folge der Schlaflosigkeit sein. So führt dies zu einer höheren Ausschüttung von Stresshormonen und einem gesteigerten Entzündungsaufkommen im Körper. Daraus resultieren eine Störung des Blutzuckerstoffwechsels und eine beschleunigte Gefäßverkalkung. So ergibt sich ein erhöhtes Herzinfarktrisiko. Besonders bei Frauen steigt die Gefahr, hat das University College London5 herausgefunden, indem es gesteigerte IL-6-Werte bei Probandinnen im Blut gefunden hat, die ein Risiko für Herzerkrankungen anzeigen.

Schläft man regelmäßig unter sechs Stunden steigt ebenfalls das Risiko eines erhöhten Blutdrucks. Gemeinsam mit Ein- und Durchschlafstörungen ist die Möglichkeit einer solchen Erkrankung um ein vielfaches gesteigert! Bei einer Schlafdauer von zwei bis fünf Stunden besteht generell ein Anstieg eines Risikos für Magenbeschwerden, Diabetes, Gefäßerkrankungen und Krebs.

Weitere Krankheiten

Nicht nur das Immunsystem und das Herz leiden unter Schlafentzug. Schlaflosigkeit kann nämlich auch weitere Krankheiten hervorrufen bzw. verstärken. Beispielsweise wird von Wissenschaftlern6 vermutet, dass wenn unser Gehirnstoffwechsel nachts nicht die neuen Informationen verarbeiten kann, sich „Abfall“ bildet, der zu Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer führen kann.

Zusätzlich findet durch Schlafstörungen eine Verschiebung im Hormonhaushalt statt, sodass eine Änderung der Ausschüttung von unter anderem Cortisol und Melatonin stattfindet. Cortisol – das Stresshormon – und Melatonin sollten sich im Idealfall im Laufe des Tages abwechseln: Während Cortisol tagsüber ausgeschüttet wird, um uns wachzuhalten, setzt Melatonin in der Dunkelheit ein und bringt die Müdigkeit. Bei Schlafmangel wird die Melatoninproduktion nachts gehemmt, dafür wird jedoch mehr Cortisol produziert, sodass unser Körper gestresst ist.

Gewichtsprobleme

Schlafstörungen machen dick. Kein Witz: Denn auch hier spielen Hormone eine wichtige Rolle. Besonders Leptin und Ghrelin. Während Leptin das Hungerfühl hemmt, ruft Ghrelin genau das hervor – den Hunger. Leiden wir an Schlafstörungen, produziert unser Körper Ghrelin und signalisiert damit, dass unser Magen leer ist. Gleichzeitig wird weniger Leptin produziert, was dem Organismus mitteilt, dass die Fettreserven aufgebraucht sind. Dabei muss das nicht stimmen. Wir verspüren dennoch Hunger und essen mehr als wir brauchen.

Die Aktivität der Bauchspeicheldrüse wird ebenfalls durch die Schlaflosigkeit und die damit verbundene verringerte körperliche Bewegung beeinflusst. Sie produziert weniger Glukagon – verantwortlich für die Erhöhung des Blutzuckerspiegels – und mehr Insulin, was zum Aufbau von Fettgewebe und langfristig zu Insulinresistenz führt. Allein schon nach vier Nächten mit Schlafmangel ist die Reaktion des Körpers auf Insulin um 16% gesunken. Auf Dauer kann sich dadurch zusätzlich Diabetes entwickeln.


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Quellen:

1Lapsing during sleep deprivation is associated with distributed changes in brain activation.
2Self-reported sleep correlates with prefrontal-amygdala functional connectivity and emotional functioning.
3Self-reported sleep duration as a predictor of all-cause mortality: results from the JACC study, Japan.
4Insomnia with Short Sleep Duration and Mortality: The Penn State Cohort
5Lack of sleep could be more dangerous for women than men
6Guter Schlaf schützt das Gehirn – schlechter Schlaf fördert Alzheimer und Parkinson